| Veranstaltung: | Bezirksversammlung am 13.12.2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 5.4. Resolution "Kein Sandabbau im Reichswald" |
| Antragsteller*in: | Dr. Bianca Pircher und Verena Osgyan |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 13.11.2025, 22:22 |
A1: Resolution gegen den geplanten Sandabbau im Reichswald bei Altdorf (Vogelherd)
Antragstext
Der Reichswald ist mehr als nur ein Wald. Er ist europäisches Schutzgebiet
(Vogelschutzrichtlinie, SPA) mit herausragender ökologischer Funktion,
Trinkwasserspeicher, Klimaregulator und prägender Kulturraum für Generationen
von Menschen. Als Lebensraumtyp Mitteleuropäische Flechten Kiefernwälder (Code
91T0) ist er nach Natura 2000 geschützt. Im geplanten Abbaugebiet befinden sich
mehrere gesetzlich geschützte Biotope (6533-0813, -0814, -0058). Den Reichswald
zu erhalten, ist keine symbolische Geste, sondern eine ökologische,
gesundheitliche und gesellschaftliche Notwendigkeit.
Bereits 1996 und 2021 wurde das Vorhaben mit guten Gründen gestoppt: Ein
Raumordnungsverfahren hatte es als nicht raumverträglich eingestuft. Nun
versucht die Firma Bamberger Sand- und Kiesbaggerei GmbH mit nur minimalen
Anpassungen, das Vorhaben im beschleunigten bergrechtlichen Verfahren
durchzusetzen. Bevölkerung, Kommunen und Öffentlichkeit sollen vor vollendete
Tatsachen gestellt werden – ein Vorgehen, das Transparenz, Beteiligung und
demokratische Legitimation unterläuft.
Der Reichswald am Vogelherd ist im Regionalplan bewusst nur als
Vorbehaltsgebiet, nicht als Vorranggebiet ausgewiesen. Es handelt sich nicht um
eine Primärlagerstätte von landesweiter Bedeutung. Ein Abbau ist raumordnerisch
nicht prioritär und fachlich nicht zu rechtfertigen. Eine Aufforstung nach 35
Jahren Abbau wäre weder praktisch noch ökologisch wirksam: Bannwald gleicht man
nicht durch Neuanpflanzungen aus. Die betroffenen Flechten-Kiefern-Wälder sind
auf tiefe Sandschichten angewiesen. Werden diese entfernt, könnte zwar
irgendwann Wald entstehen, doch niemals derselbe Lebensraumtyp – die
charakteristischen Strukturen und Arten wären unwiederbringlich verloren. Ein
ökologisch gleichwertiger Ersatz ist im Umfeld des Eingriffsgebietes nicht
möglich.
Die Bezirksversammlung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mittelfranken erklärt
unmissverständlich: Dieses Vorhaben entbehrt jeder Genehmigungsfähigkeit – es
widerspricht den Anforderungen des Naturschutzes, der Raumordnung und der
politischen Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Es ist ein Beispiel
dafür, wie kurzsichtige Ausbeutung unsere Lebensgrundlagen zerstört.
• Der Sandabbau würde bis zu 25 Meter tief in den Untergrund eingreifen und die
schützenden Bodenschichten über dem Grundwasser durchbrechen. Damit steigt das
Risiko, dass Schadstoffe ungefiltert in die Trinkwasserversorgung von Altdorf
und Nürnberg gelangen – ein fahrlässiges Risiko mit potenziell gravierenden
Folgen.
• Die betroffenen Gemeinden Altdorf, Winkelhaid und Leinburg haben ihre
Ablehnung beim Scoping-Termin am 27.09.2024 deutlich artikuliert, wie auch die
Staatsforstverwaltung. Die Staatsregierung plant dennoch, das Vorhaben ohne
neues Raumordnungsverfahren weiterzuführen – obwohl sich die raumordnerischen
Konflikte nicht substantiell verändert haben.
• Statt Natur zu zerstören, müsste die Bayerische Staatsregierung den Ausbau von
Recycling Baustoffen energisch vorantreiben. Das Maßnahmenpaket „Mission
RC20/25“ bleibt bislang weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Eine
zukunftsfähige Rohstoffstrategie darf nicht auf Kosten der letzten naturnahen
Räume gehen.
6. Es ist untragbar, dass über ein Vorhaben dieser Tragweite allein nach
bergrechtlichen Maßstäben entschieden wird. Die systematische Zurückstellung
aller anderen öffentlichen Belange – von Naturschutz über Denkmalschutz bis zu
kommunalen Interessen – ist nicht hinnehmbar und muss durch rechtlich
verbindliche Beteiligungspflichten ersetzt werden.
Die Bezirksversammlung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mittelfranken fordert die
Bayerische Staatsregierung auf, den geplanten Sandabbau im Reichswald bei
Altdorf (Vogelherd) aktiv zu verhindern. Alle zuständigen Fachbehörden sind
anzuweisen, dem Vorhaben nicht zuzustimmen und stattdessen die dauerhafte
Sicherung des Areals als Biotop und Erholungsraum zu betreiben. Die
Bezirksversammlung ruft die Landesebene, die Landtagsfraktion sowie alle
Gliederungen der Partei dazu auf, diese Resolution zu unterstützen und gemeinsam
für den Schutz des Reichswalds einzutreten.
Wir erklären unsere volle Solidarität mit den betroffenen Gemeinden, den lokalen
Initiativen und allen Menschen, die sich für den Erhalt dieses einzigartigen
Naturraums einsetzen. Unsere Position ist klar: Der Reichswald ist keine
Rohstoffreserve – er ist Teil unseres natürlichen Erbes. Wir stehen für seine
Bewahrung – konsequent, faktenbasiert und mit allem Nachdruck.